Fall Boateng: die Einstellung der Ermittlungen ist kein moralischer Freispruch
von Laura Bergman
31. März 2025

Der Fall Jérôme Boateng und Kasia Lenhardt wirft bis heute Fragen auf. Anfang 2021 äußerte sich Boateng in einem Interview öffentlich und abwertend über seine ehemalige Partnerin. Wenige Tage später wurde Kasia tot aufgefunden, die Polizei sprach von Suizid. Nach ihrem Tod wurden Vorwürfe laut: psychische Gewalt, NDAs, an die nur sie sich halten musste, körperliche Übergriffe. Die Staatsanwaltschaft ermittelte wegen Körperverletzung, Nötigung und Verleumdung. Doch 2025 wurde das Verfahren eingestellt: Die wichtigste Zeugin lebt nicht mehr, andere Beweise reichten nicht aus. Eine neu gefundene Zeugin erschien nicht zum Vernehmungstermin und ist seither nicht mehr erreichbar. Boateng inszenierte die Einstellung des Verfahrens als Freispruch vor seinen 9,5 Millionen Followern und versucht, sich auch charakterlich reinzuwaschen. Dabei ist wichtig zu bedenken, dass ein anderes Urteil wegen Körperverletzung an einer anderen Expartnerin gegen ihn besteht. Nun soll er Jugendtrainer beim LASK werden. Rein juristisch ist der Fall erledigt. Aber wie gehen wir gesellschaftlich mit solchen Geschichten um? Mit Machtgefällen? Mit der Reichweite eines Mannes, dessen Karriere weiterläuft, während eine junge Frau tot ist? Was bleibt, ist die Verantwortung, wie wir darüber sprechen.
Die Redaktion hat sich entschieden, in diesem Fall über Suizid zu berichten, um auf die psychischen Belastungen im Zusammenhang mit öffentlichem Druck, Beziehungskonflikten und strukturellen Machtverhältnissen aufmerksam zu machen. Wenn Sie selbst betroffen sind oder Hilfe benötigen, wenden Sie sich bitte an professionelle Anlaufstellen wie die Telefonseelsorge unter 0800 111 0 111 oder online unter www.telefonseelsorge.de.